- Malin Wichter
Leber und Nieren: Schäden erkennen und vorbeugen
Aktualisiert: 22. Apr. 2020
Bei Störungen im Leber- und Nierenstoffwechsel können unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen. Dazu können Giftpflanzen zählen, aber auch Allergien, Proteinüberschüsse, Tumore und Erkrankungen anderer Organe und Organsysteme können Leberprobleme auslösen. Auch eine zu gut gemeinte Fütterung kann den Pferdekörper auf Dauer belasten. Oft sind diese Faktoren dem Pferdebesitzer selbst gar nicht bewusst. Wie du eine Überbelastung und/ oder Schwäche dieser Organe erkennen kannst und was du vorbeugend tun kannst, erfährst du hier:

Wie im vorigen Blogeintrag Leber und Nieren: Funktionen beschrieben, haben diese beiden Organe eine essenzielle Bedeutung für den Pferdekörper. Vorab möchte ich betonen, dass es von enormer Wichtigkeit ist, dass bei einem Verdacht auf eine Schädigung der Leber sofort der Tierarzt eingebunden werden sollte.
Erkrankung der Leber
Die Leber kann schon durch kontinuierlich zugeführte und an sich harmlose Stoffe, schleichend überlastet werden - das ist oben unter anderem mit gut gemeinter Fütterung gemeint. Da die Leber hochregenerativ arbeitet, fällt im Blut nicht gleich auf. Zudem übernehmen andere Organe (z.B. Darm, Niere oder Haut) auch einen Teil der Entgiftungsfunktion. Selbst eine leichte Leberfunktionsstörung, die im Blutbild noch nicht ersichtlich ist, kann Auswirkungen auf den Hormonhaushalt, den Blutzuckerspiegel und den Aufbau von körpereigener Muskelmasse haben. Sogar Pferde, die eine Leberinsuffizienz aufweisen, haben vorerst keine deutlichen Schmerzen – deshalb ist es sehr schwierig, eine Leberproblematik frühzeitig zu diagnostizieren: Wenn also Leberprobleme auffallen, kann es bereits höchste Eisenbahn sein.
Mögliche Anzeichen einer Schädigung:

Gewichtsverlust
Muskelabbau
Leistungsschwäche
Müdigkeit, Mattigkeit, Trägheit
apathisches Verhalten
„schlechte Laune“, Unberechenbarkeit
rheumatische Beschwerden
Verspannung
Haut- und Haarprobleme
Angelaufene Fesseln hinten
Appetitlosigkeit
häufiges Gähnen
Neigung zu Durchfällen oder Verstopfung

fester und harter Bauch
mangelhafte Hufhornqualität
Neigung zu Koliken
Blähungen
übel riechender Kot
Untertemperatur
Juckreiz, Hautprobleme
Wassereinlagerungen wie Bauchödeme
Gelbsucht (Gelbverfärbung der Augenschleimhäute, braune Verfärbung der Mundschleimhäute)
Stichelhaare
punktförmige Blutungen auf Nick- und Schleimhäuten
unter Umständen eine dunkle Verfärbung des Harns
Wiederkehrende Hufgeschwüre (als möglicher Entgiftungsversuch!)

Mauke, Raspe
Hufrehe, das Equine Cushing und das Equine Metabolische Syndrom können Begleiterscheinungen sein.
TIPPS:
1) Artischocken: Diese dienen der Leberentgiftung dienen und regen den Gallenfluss an. (Artischockensaft ist hierzu in jedem Reformhaus erhältlich.) 2) Mariendistel: Das Sylimarin wirkt stabilisierend auf die Leberzellmenbranen. (Hierfür am besten die Mariendistel über Nacht einlegen oder frisch gemahlen verfüttern. 3) Hefezellen: stabilisieren die Darmflora und wirken so einem häufigen Auslöser von Lebererkrankungen (der so genannte Dysbiose) entgegen. 4) Gewürzkräuter und Leinsaat: Anregung der Verdauung und Förderung des Entgiftungsprozesses

Vorbeugende Maßnahmen:
Heu und Stroh stets schimmelfrei halten
regelmäßig kontrollieren, ob die Weide frei von Giftpflanzen ist
nur Futter ohne chemische Pflanzenschutzmittel verabreichen
von chemischen Holzschutzmitteln beispielsweise in Stallboxen ist dringend abzuraten
synthetische Mittel nur in sehr sparsamen Mengen verfüttern
Heulage und Silage meiden → belasten den Stoffwechsel und helfen auch nicht besser gegen Husten als gewässertes Heu. Dazu kommt ein hoher Zuckergehalt und Säuren: Sehr schädlich für den Pferdeorganismus!
auf gutes Heu achten (sollte nicht von fetten Kuhweiden stammen)
auch Rinden und Kräuter füttern
Öle nur in kleinen Mengen und am besten über den Tag verteilt
Zusatzstoffe, Aromen und Zucker meiden (oft in industriellen Müslis)
für genügend Bewegung sorgen
für einen funktionierenden Hufmechanismus sorgen
Erkrankung der Nieren
Oft fallen auch Nierenerkrankungen lange Zeit nicht auf, da sich die beiden Nieren gegenseitig in ihrer Wirkung unterstützen und die Symptome recht spät auftreten. Deswegen gilt auch hier: Fallen erst einmal Symptome auf, liegt ein Schaden vermutlich schon länger vor.
Mögliche Anzeichen
glanzloses und schlechtes Fell
starker Gewichtsverlust
Apathie und Teilnahmslosigkeit oder große Unruhe
angeschwollene Beine
viel oder gar kein Harnabsatz
blutiger Urin
Vorbeugende Maßnahmen:
Heulage und Silage meiden (siehe oben)
auf gutes Heu achten (siehe oben)
auch Rinden und Kräuter füttern
Öle nur in kleinen Mengen und am besten über den Tag verteilt (siehe oben)
Zusatzstoffe, Aromen und Zucker meiden (oft in industriellen Müslis, (siehe oben))
Da Leber, wie auch die Nieren überschneidende Funktionen haben und beide eine enorme Bedeutung für die Stoffwechselvorgänge im Pferdekörper haben, überschneiden sich Symptome und auch die vorbeugenden Maßnahmen gleichen sich deshalb sehr.

Was tun bei Verdacht auf Leber- oder Nierenerkrankungen?
In beiden Fällen sollte auf jeden Fall zeitnah ein(e) Tierärzt*in oder ein(e) Tierheilpraktiker*in zu Rate gezogen werden, da hiermit nicht zu spaßen ist. Dieser wird (zum Beispiel über einen Bluttest) erst einmal prüfen, ob eine Leber- oder Nierenerkrankung nachweisbar ist im Blut und eine Diagnose stellen. Gegebenenfalls werden weiterführende Untersuchung eingeleitet und Fütterungs- und Nährstoffgabeempfehlungen ausgesprochen. Die gute Nachricht: Die Leber kann sich selbst bei starker Schädigung wieder regenerieren,
dieser Prozess kann manchmal leider recht lange dauern. Begleitend empfiehlt sich eine entsprechende Behandlung durch den Physiotherapeuten um den Kreislauf des Pferdes zu unterstützen. Dies kann die Genesungszeit beschleunigen und zu besseren Heilungschancen beitragen.
Fazit:
Vorbeugen ist natürlich besser als therapieren. Oft sind nicht alle Faktoren (sofort) beeinflussbar. Wenn du aber in deinem Rahmen für eine bestmögliche Haltung, Versorgung und Bewegung deines Pferdes sorgst, kannst du dazu beitragen, dass es eher fit und gesund bleibt.
Sollte sich dennoch ein Leber- oder Nierenschaden eingeschlichen haben (das kann trotz bester Vorkehrungen passieren), empfehle ich dir, eine umfassende und ganzheitliche Therapie einzuleiten, die auch eine Ausleitung, Entschlackung & Entgiftung inkludiert. Eine physiotherapeutische Unterstützung kann durch das Ankurbeln des Zellstoffwechsels bei der Ausleitung, Entgiftung und Heilung sehr unterstützend und heilungsbeschleunigend wirken.
Quellen:
Higgins, Gillian: Anatomie verstehen. Die Organe des Pferdes. Franckh-Kosmos-Verlag. 2. aktualisierte Auflage, Stuttgart 2018.
https://360gradpferd.de/stoffwechsel-bei-pferden/ (abgerufen am 16.04.2020 um 14:22)
https://www.dr-susanne-weyrauch.de/gesundheit/problemorientierte-fuetterung/vitale-leber-der-schluessel-zur-gesundheit (abgerufen am 16.04.2020 um 15:00)
https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/leber-galle-bauchspeicheldruese/leber/funktion-der-leber.html (abgerufen am 16.04.2020 um 10:00)
https://www.pferdefluesterei.de/pferdeanatomie-leber-nieren-entgiftung/?crmailing=11889937&crcustomer=1324&crlink=46859121 (abgerufen am 16.04.2020 um 11:10)
https://www.reiten-weltweit.info/2010/lebererkrankung-bei-pferden-ursache-behandlung/ (abgerufen am 16.04.2020 um 15:10)
https://www.tierheilkundezentrum.de/pferdekrankheiten/leber-nieren-pferd/ (abgerufen am 16.04.2020 um 12:40)
#Leber #Niere #Pferd #entgiften #Stoffwechsel Pferd #Anatomie Pferd