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Malin Wichter

Kotwasser, Sommerekzem & EMS

Diese Erscheinungen treten nicht selten gemeinsam auf - oft ist das kein Zufall. Um dem Ursprung bzw. einer möglichen Lösung auf die Spur zu kommen, lohnt es sich, den Verdauungsstoffwechsel des Pferdes genauer anzuschauen. Hier bekommst du einen kleinen Einblick:



Die Reise der Nahrung beginnt mit der Aufnahme des Futters. Das Kauen funktioniert beim Pferd am besten, wenn es den Kopf gesenkt hat, denn dann rutscht der Unterkiefer in eine Position, in der eine gute Mahltätigkeit der Kauapparates gewährleistet ist. Idealerweise kann sich das Pferd bei der Futteraufnahme immer mal wieder langsam fortbewegen (ist ofrmals schwierig umzusetzen - ich weiß). Gesunde Zähne sind deshalb das A und O für einen gesunden Pferdeorganismus. Eine verkürzte oder verspannte Unterhalsmuskulatur kann ebenfalls dazu führen, dass der Kauvorgang nicht adäquat durchgeführt werden kann.


Das zerkleinerte Futter gelangt über die Speiseröhre in den Magen. Dieser produziert immer - auch, wenn er leer ist - Magensaft, weshalb hier am besten kontinuierlich Nahrungsbrei hindurchwandern sollte. Das Futter verweilt ca. zwei Stunden hier und gelangt dann in den Dünndarm.

Mit Sekreten aus Leber und Bauchspeicheldrüse sowie Darmwandenzymen werden hier Nährstoffe aufgespalten und ins Blut aufgenommen. Dies betrifft einen Großteil an Fetten, Eiweiß der Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe. Dieser Prozess dauert ca. 45 Minuten bis drei Stunden (hängt unter anderem von der Größe des Darms ab), wobei eine längere Verweildauer sich günstiger auf die Nährstoffaufnahme ins Blut auswirkt (hier entscheidet sich zum Beispiel, ob das Pferd schwerfuttrig oder leichtfuttrig ist).


Über die Pfortader gelangen vom Darm aus Nährstoffe, Toxine und Abfallstoffe zur Leber, wo diese entweder gespeichert oder freigesetzt werden - so wird der Eiweiß-, Kohlenhydrate- und Fettstoffwechsel reguliert und koordiniert; dieser Vorgang wird durch Hormone geregelt. Ein Teil der entstandenen Stoffwechselabbauprodukte wie zum Beispiel Milchsäure werden über die Niere ausgeschieden.

Vom Dünndarm aus gelangt der Nahrungsbrei in den Dickdarm. Hier findet zunächst die Zelluloseverdauung mithilfe von spezialisierten Mikroorganismen statt: Über Gärung werden im Blinddarm (1. Teil des Dickdarms/Zäkum) Fasern und unlösliche Kohlenhydrate verdaut, die im großen Kolon (2. Teil des Dickdarms) über mikrobielle Gärung weiter aufgeschlossen werden. Durch Prozesse im kleinen Kolon (3. Teil des Dickdarms) können Vitamine, Mineralstoffe, Wasser und Elektrolyte im Körper aufgenommen werden. Im Rektum wird der Darminhalt für die Ausscheidung gesammelt, bis er am Anus ausgeschieden wird.


Was hat das alles mit Kotwasser, Sommerekzem und EMS zu tun?


Im Darm existiert eine Barriere, die den Pferdeorganismus vor schädlichen Stoffen schützt. Wird diese Barriere durchbrochen, ist die Leber das nächste Organ, das die giftigen Substanzen unschädlich machen kann (die Substanzen werden hier umgebaut, um sie entweder in den Darm oder in die Nieren geleitet, von wo sie dann ausgeschieden werden können). Der Gallensaft, der in der Leber produziert wird, puffert den Darm und trägt so zu einer gut funktionierenden Darmbarriere mit vielen funktionellen Mikroorganismen bei. Eine gute Darmfunktion hängt also mit einer guten Leberfunktion unmittelbar zusammen und umgekehrt.

Der Gallensaft der Leber emulgiert ebenfalls die Nahrung (d.h., aus der Nahrung und ihm wird ein gut zu verarbeitender Nahrungsbrei), er bindet und entfernt Toxine und hilft bei der Verdauung. Funktioniert der Gallefluss nicht richtig, kann deshalb z.B. Kotwasser entstehen, zudem werden Toxine nicht gebunden und abgebaut, was zu Vergiftungserscheinungen und somit zu einer Hufrehe führen kann.


Dadurch erklärt sich auch die Verbindung von Leberproblemen mit dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS) - ebenso können Fruchtbarkeitsstörungen die Folge sein. Auch Erkrankungen der Schleimhäute wie COB können mit einer nicht richtig funktionierenden Leber in Verbindung gebracht werden.



Fazit

Zeigen sich Phänomene wie Sommerekzem, Kotwasser und EMS ist es ratsam, die Zahngesundheit zu kontrollieren und die Haltungs- und Ernährungsbedingungen des Pferdes näher anzuschauen und dieses gegebenenfalls zu ändern:

Hat das Pferd oft Stress? Kann es in Ruhe Nahrung aufnehmen? Ist die Kraftfuttergabe auf den Pferdetyp und die Leistungsanforderung angepasst? Bekommt das Pferd genug Bewegung (in entspannter Atmosphäre)? Bekommt es genug Raufutter (gutes Heu) nach nicht zu langen Futterpausen?

Achtung: Die in Büchern angegebenen Heufütterungs-Richtlinien sind oftmals nicht passend: Diese sind für Warmblüter und durchschnittliche Heuwerte konzipiert; z.B. Pferde mit viel Muskelmasse oder viel Fell haben einen erhöhten Eiweißbedarf. Dazu kommt, Heu ist nicht gleich Heu: Es kann je nach Klima im Erntejahr und Entezeitpunkt sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein!

Über ein Blutbild können eventuelle Nährstoffmängel oder -überschüsse festgestellt und daraufhin ausgeglichen werden. Bei Kotwasser kann eine Kotwasseranalyse Aufschluss geben über den pH-Wert im Darm, den Wassergehalt und die Bakterienzusammensetzung im Kot. Bierhefe oder inulinhaltiges Futter wie Topinambur kann die Verdauung unterstützen. Verspannungen in der unteren Halsmuskulalur und Blockaden in Kiefer und Zungenbein sollten ausgeschlossen werden. Auch ein Check der Wirbelsäule kann sich lohnen, denn Blockaden hier können die Versorgung der Organe beeinflussen (durch die miteinander verbundenen Nerven). Vermutest du einen Leber- oder Nierenschaden, kannst du dich im Artikel Leber und Nieren: Schäden erkennen und vorbeugen weiter informieren.






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